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Kopfschütteln oder warum es nicht immer lustig ist, ein Hundetrainer zu sein …

Heute hatte ich wieder ein Einzeltraining mit einer ganz lieben Familie (Eltern und 2 kleine Kinder) und ihrem Labrador Retriever-Mädchen. Wir hatten vorher schon zwei Termine, in welchen wir geübt haben, dass der Hund sich mehr auf seine Menschen konzentriert und sich nicht mehr so von fremden Hunden ablenken lässt. Das hat auch schon recht gut geklappt. 

Wir trafen uns heute am Festplatz in Lorsch zu einer weiteren Trainingseinheit. Dort war bereits eine andere Hundeschule zu Gange und machte Gruppenunterricht. Ich freue mich sehr, dass unsere „Zunft“ endlich wieder mit Gruppen arbeiten darf! Warum weder die Trainer noch die Teilnehmer Mund-Nasen-Schutz trugen, erklärt sich mir allerdings nicht. Die Abstände lassen sich nunmal nicht immer so einhalten, wie es die Corona-Regeln vorschreiben, wenn man mit Hunden arbeitet. Das hat man heute wieder schön gesehen. Hat aber offensichtlich in dieser Gruppe niemanden interessiert. Sollten wir nicht alle an einem Strang ziehen, damit wir diese „blöde“ Zeit mit all ihren Einschränkungen schnell wieder hinter uns lassen können? Ob und wie sinnvoll es ist, im Freien eine Maske zu tragen, steht hier nicht zur Debatte. Ich finde es aber wichtig, dass man sich an die Regeln hält, damit wir in unserem „Berufsstand“ nicht wieder ein Berufsverbot bekommen! Wir waren auf jeden Fall mit unseren Masken unterwegs und nein, keinem von uns hat das Spaß gemacht, aber wir haben es trotzdem getan! 

Ich hatte auch einen meiner Hunde dabei. Wir sind dann unseres Weges gegangen und haben fleissig geübt. Die Kinder waren lustig und haben sich mit meinem Hund beschäftigt, während die Eltern abwechselnd mit dem eigenen Hund trainierten. Mal klappte es prima, mal war die Hündin wieder abgelenkt. So ist das nunmal im Hundetraining: Es gibt keinen „An-/Aus-Knopf“, über den sich der Hund steuern lässt. Die Besitzer sind sehr eifrig und gewissenhaft und wir sprachen immer wieder über verschiedene Dinge, die ihr Training betrafen. Auf dem Rückweg von Lauresham kommend und fast wieder auf der Straße angekommen, kam uns eine Dame mit Hund entgegen. Selbst ein Nicht-Hundebesitzer hätte erkannt, dass wir am Üben waren und dass mein Kundenhund gerade wieder etwas aufgeregt war beim Anblick des fremden Hundes. Statt einfach an uns vorbei zu gehen, ließ die Dame ihren Hund von weitem von der Leine. Der Hund stürmte natürlich direkt auf uns zu und brachte meinen Kundenhund noch mehr in Unruhe. Zum Glück reagierte mein Kunde besonnen und versuchte, den fremden Hund von seinem eigenen fern zu halten. Daraufhin kam der fremde Hund zu mir und belästigte meinen Hund. Und bis hierhin immer noch keine Regung der fremden Dame. Sie ging dann mit großen Augen kommentarlos an uns vorbei. Irgendwann folgte ihr auch ihr Hund. 

Was soll das??? Ist es Ignoranz? Ist es Unkenntnis? Egoismus? Ist es dieses Denken „die machen das schon unter sich aus“? Oder ist es einfach nur Dummheit??? Ich weiß es nicht. Aber manchmal, so wie heute, macht es mich sauer.

Meine Kunden lernen, dass sie bitte ihren Hund so zu führen haben, dass von ihm kein Schaden ausgeht und dass er anderen Lebewesen kein schlechtes Gefühl zufügt. Wenn ich sehe, dass jemand seinen Hund an der Leine hat, dann nehme ich meinen Hund zu mir, unabhängig, wie lieb und nett und wohlerzogen mein Hund ist. Es hat einen Grund, warum ein Hund an der Leine ist. Und den Grund kennt einzig und allein der Besitzer! Mir als „Passant“ steht es nicht zu, zu beurteilen, ob der angeleinte Hund Kontakt zu meinem freilaufenden Hund haben möchte oder nicht. Und wenn mein freilaufender Hund einen guten Gehorsam hat, dann ist es auch kein Problem, ihn mal kurz heranzurufen, bis wir den angeleinten Hund passiert haben. Oder? Ich habe immer mal wieder das Gefühl, dass sich bestimmte Hundebesitzer daran ergötzen, wenn sie ihren Hund ungefragt zu anderen hin lassen und sehen, dass der andere Hundebesitzer gerade schwer zu kämpfen hat mit dieser Situation! 

Ganz zu schweigen von der Fraktion Hundebesitzer, die schon von weitem rufen „Meiner macht nix!“ oder „Ist das ein Rüde oder eine Hündin?“ In diesen Fällen kann man fast immer davon ausgehen, dass der andere Hund entweder nicht hört, wenn er vom Besitzer gerufen wird oder ein Problem entweder mit Rüden oder Hündinnen hat. Für mich gehören diese beiden Fraktionen Hund grundsätzlich erstmal an die Leine bei Hundebegegnungen!

Und für Hundebesitzer, die einen gut erzogenen und mit anderen Hunden verträglichen Hund haben, ist es doch ein Leichtes, ihren Hund kurz zu sich zu rufen, bis der andere Hund vorbei ist, oder?!? Das schadet weder dem eigenen Hund noch bringt es den anderen Hundebesitzer in eine unangenehme Situation. 

Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass Hunde andere Hunde brauchen! Aber ich bin auch der Meinung, dass Hundekontakte kontrolliert ablaufen sollen, damit jeder gut aus der Situation heraus geht und nicht nur der Überlegene eine weitere Kerbe auf seiner Seite der Tafel machen kann und der andere immer unsicherer oder aggressiver wird. 

Leute, was soll das? Wenn jeder ein bisschen mitdenkt und sich auch mal Gedanken darüber macht, wie sich der Andere gerade fühlt, dann müssen die oben beschriebenen Situationen doch nicht sein! Ich glaube an das Gute im Menschen – also auch im Hundebesitzer – und freue mich immer sehr, wenn ich Menschen treffe, die das genau so sehen wie ich. Und wenn ich welche von der anderen Fraktion treffe, so wie heute, dann muss das zwischendurch auch mal raus, wie sch… ade ich das finde. 

Freut euch, wenn ihr einen netten, gut erzogenen Hund habt! Und gebt denjenigen, die noch daran arbeiten, auch die Chance, dass sie einen netten, gut erzogenen Hund bekommen können, statt sie in ihrem Training zu stören!

Interessanterweise habe ich nie ungewollten Hundekontakt, wenn ich mit einem Hund mit Maulkorb unterwegs bin … Da – und nur da – gibt es dann wohl doch kurz Einsicht bei den „Der tut nix-Besitzern“ …

In diesem Sinne: Seid verantwortungsvoll!

Mobilitätsassistenzhund am Rollstuhl

Von Sabine Müller

Seit meiner Kindheit begleiten mich Hunde und seit vielen Jahren leben immer mehrere gleichzeitig an meiner Seite. Ich unterstütze Sie dabei, Freude am Hund zu entwickeln, diese Freude zu behalten oder wiederzuentdecken. Dafür setze ich mich ein und freue mich auf Sie!

30. Januar 2021

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