• SAM's Blog

Freundschaftsanfrage an einen kleinen Jungen

Neulich im Hundetraining …

Ich arbeite seit über 30 Jahren mit Leidenschaft mit Menschen und Hunden. Und ich würde sagen, dass ich schon das ein oder andere gehört, gesehen bzw. erlebt habe. Aber neulich hat´s mir mal wieder die Sprache verschlagen, was wahrlich nicht oft vorkommt. Und es hatte nur indirekt mit Hundetraining zu tun.

Wir waren mit einem Kurs unterwegs. Wie oft, war auch diesmal wieder der Sohn einer lieben Kundin mit dabei. Ich finde es super, wenn auch die Kinder mitkommen! Wenn Kinder verantwortungsvoll mit Tieren aufwachsen, ist es immer etwas ganz Besonderes. Ich kenne ihn seit ca. einem Jahr. Er ist dieses Jahr in die erste Klasse der Grundschule gekommen. Bereits vor der Einschulung hat er mir begeistert erzählt, dass er sich sehr auf die Schule freut. Das war diesen Sommer. Seitdem erzählte er mir immer wieder, wie viel Spaß ihm die Schule macht.

Er ist ein ganz bezauberndes Kind, offen, freundlich, neugierig, rücksichtsvoll und mit wirklich sehr guten Manieren. Erstaunlich, dass gerade das mit den Manieren heutzutage so auffällt! Leider gibt es ja auch immer mehr Kinder, für die das Wort Erziehung so rein gar nichts mehr bedeutet. Der Bub ist natürlich auch ein Racker und probiert sich aus. Aber ich habe ihn noch nie böse oder schlechtgelaunt erlebt. Und den Zopf über seinem kurz geschnittenen Nacken fand ich klasse! Mega stylisch im positiven Sinne.

Und neulich kam er mit einer neuen Frisur an: Der Zopf war ab. Als ich ihn darauf ansprach, wurde er ganz ruhig und traurig und erklärte mir, dass er wegen des Zopfes keine Freunde in der Schule gefunden hätte. Die anderen Jungs hätten ihn gehänselt, dass er aussehe wie ein Mädchen und wollten nichts mit ihm zu tun haben. Deswegen hat er seinen Zopf abschneiden lassen.

Aus dem lustigen, wissbegierigen, tollen Bub ist in ein paar Wochen ein trauriges, gehänseltes Kind geworden. Und das in der ersten Klasse der Grundschule!

Leute, geht’s noch? Wo, bitteschön, sind wir falsch abgebogen? Warum interessiert es offensichtlich manche Eltern nicht, ihren Kindern Werte mitzugeben fürs Leben? Was ist mit Anstand, Respekt, Toleranz und EMPATHIE? Es ist wohl ein Teufelskreis: Wie sollen Eltern, die das selbst nie gelernt haben, so etwas ihren Kindern mitgeben bzw. vorleben? Man sieht, wohin das führt …

Ich habe mich in dem Moment, als ich den Grund für die neue Frisur erfahren habe, wirklich schlecht gefühlt. Kennt ihr fremdschämen? Ja, das war es wohl in diesem Moment. Ich habe mich geschämt für die Eltern, deren Kinder diesem kleinen Jungen seinen Spaß an der Schule genommen haben durch blöde Kommentare und Ausgrenzung. Die betreffenden Kinder können wohl selbst nichts für ihr Verhalten, denn sie haben nicht gelernt, wie man sich wohlwollend und respektvoll in einer Gemeinschaft verhält. Ich möchte nicht in der Haut von Lehrern stecken, die sich tagtäglich mit solchen Verhalten auseinandersetzen müssen. Ich hoffe nur inständig, dass es für diese Kinder noch nicht zu spät ist und dass sie jemanden finden, der ihnen vertrauensvoll und ehrlich begegnet und ihnen das mitgeben kann, was den Eltern abgeht.

Wie soll das weitergehen mit uns, wenn so etwas schon IN DER ERSTEN KLASSE passiert? Das besorgt mich sehr.

Lieber X, du bist ein toller Bub! Ich mag dich genau so, wie du bist! Von mir aus kannst du

* lange oder kurze Haare
* gar keine Haare
* blonde, schwarze, grüne oder blaue Haare haben oder
* dick oder dünn sein oder
* Markenklamotten oder welche vom Discounter tragen oder
* Zahnlücken oder eine Zahnspange haben
* Jungs oder Mädchen mögen
* Narben auf deiner Haut tragen
* oder in anderer Augen völlig „unspektakulär“ aussehen!

Was für mich zählt, bist DU als MENSCH! Und ich möchte dir hiermit ganz offiziell eine Freundschaftsanfrage schicken! Es wäre mir eine Ehre, mit dir befreundet zu sein!

Und scheiß´ auf alle, die dich mobben wollen! Sie wissen es nicht besser! Und eigentlich sind SIE es, die uns leidtun müssten …

Die Hundetrainerin von eurem Familienhund

Mobilitätsassistenzhund am Rollstuhl

Von Sabine Müller

Seit meiner Kindheit begleiten mich Hunde und seit vielen Jahren leben immer mehrere gleichzeitig an meiner Seite. Ich unterstütze Sie dabei, Freude am Hund zu entwickeln, diese Freude zu behalten oder wiederzuentdecken. Dafür setze ich mich ein und freue mich auf Sie!

26. Oktober 2023

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